Arbeitssicherheit – Berufliche Wiedereingliederung: Zurück in den alten Betrieb mit neuem Job
Nach einem schweren Arbeitsunfall, bei dem Thomas Berger einen Arm verlor, konnte er durch intensive Reha sowie die Unterstützung seines Arbeitgebers und der Berufsgenossenschaft erfolgreich in den Beruf zurückkehren.

Ein gewöhnlicher Arbeitstag beginnt für Thomas Berger mit einem Rundgang durch den Betrieb. Seit rund 20 Jahren gehört er zum Unternehmen und ist hier bestens bekannt. Auf seinem Weg durch die Werk- und Lagerhallen grüßt er Kolleginnen und Kollegen und stimmt sich bei Bedarf mit ihnen ab. Zum mehr als drei Kilometer langen Rundgang gehört auch die Kontrolle der großen Müllcontainer, die außen am Magnera-Werk im brandenburgischen Pritzwalk stehen. Berger entscheidet, wann die Abholung der sortenrein getrennten Abfälle organisiert werden muss. „Meine Erfahrung aus der Produktion hilft mir, das gut einzuschätzen“, erklärt er.

Eingeklemmt zwischen zwei Walzen

Acht Jahre lang arbeitete Thomas Berger als Multioperator in der Produktion von Vliesstoffen für Hygieneartikel. Dann kam der Tag, der alles veränderte. Am 2. November 2013 geriet er beim Anfahren der Maschine mit dem rechten Arm zwischen zwei Walzen. Er drückte sofort den Not-Halt – doch der Arm klemmte fest. Die Walzen liefen bei 180 Grad Celsius. „Bis nach einer Viertelstunde endlich Hilfe kam, musste ich zusehen, wie mein Arm langsam durchgebraten wurde“, erinnert sich Berger. Im BG Klinikum Unfallkrankenhaus Berlin blieb den Ärzten keine Wahl: Der rechte Arm musste oberhalb des Ellenbogens amputiert werden. Druck und Hitze hatten das Gewebe zerstört.

Lauter kleine Hindernisse

Der Unfall war ein Schock – nicht nur für Berger selbst, sondern auch für seine damals 14-jährige Tochter, die er allein erzog. Kolleginnen und Kollegen, die den Vorfall miterlebt hatten, waren ebenfalls tief betroffen. Eine psychologische Betreuung half allen, das traumatische Erlebnis zu verarbeiten.

Für Berger bedeutete die Amputation einen radikalen Einschnitt. Fitnessstudio, Drachenbootfahren, Motorradfahren – all das war Vergangenheit. Doch es waren vor allem die vielen kleinen Alltagsdinge, die ihn täglich herausforderten. „Die Haltehand fehlt“, beschreibt er es schlicht. Zahnpasta auf die Bürste drücken, Rasierwasser auftragen, eine Notiz schreiben – plötzlich wurde das zur Hürde.

„Eigentlich wollte ich nie im Büro arbeiten“

Zumindest ein Stück Normalität brachte ihm eine myoelektrische Prothese zurück. Nach mehreren Operationen konnte der Stumpf für den Einsatz angepasst werden, Hautgewebe aus dem Oberschenkel wurde verpflanzt. Mit Muskelimpulsen steuert Berger nun die Prothese, die ihm zwar einige Handgriffe ermöglicht – für die Arbeit als Multioperator reichte sie jedoch nicht. Auch der Schichtdienst wäre zu belastend gewesen.

Doch sein Arbeitgeber hielt Wort: Der damalige Geschäftsführer versprach, dass Berger im Unternehmen bleiben könne. Elf Monate nach dem Unfall und einer langen Reha kehrte er zurück – in einer neuen Position, die eigens für ihn geschaffen wurde.

Neue Aufgaben im Betrieb

<p”>Heute arbeitet Berger als Sachbearbeiter im Produktionsmanagement. Er organisiert die Abfallentsorgung, beschafft Ersatzteile und Rohstoffe und betreut Fremdfirmen, die auf dem Betriebsgelände tätig sind. Den Großteil seiner Arbeitszeit verbringt er am Schreibtisch. „Dabei wollte ich eigentlich nie im Büro arbeiten“, sagt er und lacht.

Unterstützung bei der Wiedereingliederung

Begleitet wurde der berufliche Neustart auch von der Berufsgenossenschaft BG ETEM. Zum Reha-Management der gesetzlichen Unfallversicherung gehören nicht nur medizinische Versorgung und Rehabilitation, sondern auch die Unterstützung bei beruflicher und sozialer Teilhabe. „Es ist eine ganze Bandbreite an Leistungen, mit denen das Reha-Management unterstützt“, erklärt Joscha Schwarzwälder, Referatsleiter Heilbehandlung und Teilhabe bei der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV). Sie reicht von der Umgestaltung des Arbeitsplatzes über Mobilitätshilfen bis hin zu Weiterbildung oder Umschulung – damit Betroffene eine neue berufliche Perspektive finden können.